Das Arnold Schönberg Center digitalisiert gemeinfreie Schallplatten und macht sie zugänglich. Heute präsentieren wir eine Aufnahme mit zwei bedeutenden Schönberg-Interpreten.
Eduard Steuermann regte Ross Russel im August 1949 dazu an, das Repertoire seines Labels DIAL Records von modernem Jazz auf die klassische Moderne zu erweitern. Russel zeigte sich interresiert und wandte sich am 15. August brieflich an Arnold Schönberg: „Herr Steuermann nimmt Ende dieses Monats Ihre Klavierzyklen Opus 19 und Opus 23 für Dial auf. Die Werke werden in einem sehr guten Studio gespielt werden und mit Herrn Steuermann am Klavier natürlich eine definitive Aufführung erhalten.” Der Pianist war seit langem mit dem Klavierschaffen Schönbergs vertraut – dieser nannte ihn einmal seinen „Botschafter am Klavier“. Bei der Produktion des Albums kam es jedoch zu Verzögerungen: „ Herr Steuermann möchte bestimmte Werke von Opus 19 und Opus 23 neu aufnehmen, was ich ihm nächste Woche erlauben werde, auch wenn es teuer ist. Und – wenn er diese Werke nicht auf endgültige Weise spielen kann, wer kann es dann ...?” (Russel an Schönberg, 20. Dezember 1949) Der Pianist war für seine skrupulöse Arbeitsweise bekannt: “Ich muss Sie auch bitten, nicht zu nachsichtig zu sein mit Steuermanns Wünschen, es immer und immer wieder zu spielen, bis es nichts mehr gibt, was ihm nicht gefällt. [...] Ich bin der Meinung, dass es keinen Sinn hat, eine Vollkommenheit anzustreben, die nicht menschlich ist.” (Schönberg an Russel, 13. Januar 1950)
Die beiden Klavierzyklen wurden mit der 1949 entstandenen Phantasy for Violin with Piano Accompaniment op. 47 kombiniert, uraufgeführt im September 1950 zum 75. Geburtstag des Komponisten. Den Violinpart übernahm Adolph Koldofsky, der das Stück spieltechnisch mit dem Komponisten erarbeitet hatte. Russel zeigte sich in einem Telegram an Schönberg gleichermaßen begeistert von der Komposition wie von den Interpreten: “Fantasy verbindet Schönheit Seltsamkeit und Logik. War wunderbar letzte Nacht in Aufführung für League wie heute bei Dial Aufnahme. Steuermann und Koldofsky superb” (29. Dezember 1949). Die Liner Notes der 1951 erschienen Schallplatte verfasste der Dirigent, Komponist und Musikschriftsteller René Leibwoitz, der mit Schönbergs Schaffen eng vertraut war. Leibowitz empfahl die Aufnahmen als „eine wertvolle Bereicherung für alle, die sich für die Musik Schönbergs im Besonderen und für die Entwicklung der zeitgenössischen Musik im Allgemeinen interessieren.“ In unserer Audiodatenbank können Sie die vollständige Schallplatte hören und den Begleittext lesen.