Objekt #51 / Eine Frau

Arnold Schönberg: Erwartung
Aquarell und Deckweiß, Feder und Tusche auf Papier
ca. 1911
Catalogue raisonné 167

Belmont Music Publishers, Los Angeles

Monodram in einem Akt
Libretto: Marie Pappenheim

Am Rande eines Waldes. Mondhelle Straßen und Felder; der Wald hoch und dunkel. Nur die ersten Stämme und der Anfang des breiten Weges noch hell.
(Eine Frau kommt; zart, weiß gekleidet. Teilweise entblätterte rote Rosen am Kleid. Schmuck.)

(Zögernd:)
Hier hinein? … Man sieht den Weg nicht … Wie silbern die Stämme schimmern … wie Birken (vertieft zu Boden schauend.) Oh! Unser Garten … Die Blumen für ihn sind sicher verwelkt … Die Nacht ist so warm.
(In plötzlicher Angst:)
Ich fürchte mich …
(Horcht in den Wald, beklommen:)
Was für schwere Luft herausschlägt … wie ein Sturm, der steht …
(Ringt die Hände, sieht zurück:)
So grauenvoll ruhig und leer … Aber hier ist es wenigstens hell …
(Sieht hinauf:)
Der Mond war früher so hell …
(Kauert nieder, lauscht, sieht vor sich hin:)
Oh! Noch immer die Grille mit ihrem Liebeslied … Nicht sprechen … es ist so süß bei dir … Der Mond ist in der Dämmerung …
(Auffahrend. Wendet sich gegen den Wald, zögert wieder, dann heftig:)
Feig bist du … willst ihn nicht suchen? So stirb doch hier …
(Leise:)
 Wie drohend die Stille ist …
(Sieht sich scheu um:)
Der Mond ist voll Entsetzen … Sieht der hinein?
(Angstvoll:)
Ich allein … in den dumpfen Schatten …
(Mut fassend, geht rasch in den Wald hinein:)
Ich will singen, dann hört er mich …

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